Zu Gast: Marc Grünbaum, Kulturdezernent der Jüdischen Gemeinde Frankfurt

Im besonderen Ambiente des Hauses Metzler in Bonames kamen Herr Marc Grünbaum, Kulturdezernent der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, und Herr Werner D’Inka, Journalist und ehemaliger Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, am 13. Oktober 2022 zu einem Gespräch zum Thema „Jüdische Kultur. Verankert in der Stadtgesellschaft?“ zusammen.

Bereits in den einleitenden Worten von Frau Sylvia von Metzler, Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung und Herrn Professor Helmut Kleine-Kraneburg, Vorstandssprecher der Stiftung, wurde die gesellschaftliche Relevanz um die Bedeutung jüdischer Kultur und die Gefahr von Antisemitismus deutlich. Herr Grünbaum und Herr D’Inka widmeten sich in ihrem Gespräch zunächst einer allgemeinen Bestandsaufnahme jüdischen Lebens in Deutschland und anschließend einer spezifischen Betrachtung jüdischen Lebens in Frankfurt.

Die Frage, wie jüdisches Leben nach der der Schoah in Deutschland aussieht, sei von stetiger Aktualität. Herr Grünbaum erklärte hierzu, dass die Ausgestaltung jüdischen Lebens einer besonderen Aushandlung und innigen Kommunikation zwischen verschiedenen jüdischen Generationen bedarf. Während eine junge Generation für Kontinuität eintrete, stehe eine alte Generation dem Leben in Deutschland anders gegenüber. Allgemein, so argumentiert Grünbaum, dürfe nicht einfach an 1933 angeknüpft werden, da dies geschichtsvergessend wäre. Der Holocaust hat in seiner Grausamkeit einen Bruch geschaffen, weshalb es nach 1945 einer Wiederbegründung geben musste, die sich heute in neuer Kraft und einem reichhaltigen jüdischen Leben zeigt.

Auch die jüdischen Gemeinden in Frankfurt mit 6350 jungen und alten Mitgliedern beschäftigt die Fragen um jüdische Kulturschaffung. Herr Grünbaum machte an dieser Stelle deutlich, dass es viele alte und neue jüdische Traditionen und jüdische Kultur in der Stadt gebe. Es sei die Aufgabe aller, diese wahrzunehmen und dadurch sichtbar und natürlich zu machen. Hierbei wird deutlich, dass sich die Gemeinden immer auch mit der Aufarbeitung von Verbrechen an jüdischem Leben beschäftigen würden, dies aber nicht ihre Hauptaufgabe sei. Statt jüdische Gemeinden als Orte der reinen Bildung und Belehrung zu verstehen, sollten diese eigentlich für das jüdische Leben und die einzelnen Personen stehen. Die Aufarbeitung alter sowie aktueller antisemitischer Übergriffe liege in der Verantwortung der Politik.

Abschließend lädt Herr Grünbaum Interessierte herzlich dazu ein, nach kurzer Voranmeldung an einem Gottesdienst in einer Synagoge, beispielsweise in der Gemeinde im Westend in Frankfurt, teilzunehmen.

Das urban future forum dankt Herrn Grünbaum und Herrn D’Inka für das spannende und aufschlussreiche Gespräch sowie der großzügigen Gastgeberin Sylvia von Metzler herzlich.

4
Sylvia von Metzler, Vorsitzende des Kuratoriums
1
Marc Grünbaum und Werner D’Inka im Gespräch
2
Vorstandssprecher Prof. Helmut Kleine-Kraneburg

**

Wir weisen darauf hin, dass die Stiftungsarbeit des urban future forum e.V. ausschließlich durch Spenden finanziert wird. Als gemeinnütziger Verein sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen, um auch weiterhin interessante Veranstaltungen und Diskussionen zu ermöglichen.
Ihr finanzieller Beitrag ermöglicht es dem urban future forum e.V., wichtige Projekte zu realisieren, innovative Ideen zu fördern und weiterhin eine Plattform für den Austausch über zukunftsweisende Stadtentwicklung zu bieten. Mit Ihrem Engagement tragen Sie aktiv dazu bei, unsere Städte lebenswert, nachhaltig und zukunftsorientiert zu gestalten.
Wir möchten Sie ermutigen, Teil dieser wichtigen Initiative zu werden und gemeinsam mit uns einen Beitrag zur Gestaltung einer zukunftsfähigen urbanen Welt zu leisten. Ihre finanzielle Unterstützung macht einen entscheidenden Unterschied.

**