Ästhetische Kapitulation des öffentlichen Raums oder dessen Rückgewinnung?

v.l.n.r. Prof. Christoph Mäckler, Melanie Nolte, Gabriele Eick, Ulrike Gaube und Prof. Frank E. P. Dievernich© Petra Kammann

Am 7. März 2024 fand in den Räumlichkeiten von CMS Hasche Sigle in Frankfurt das Symposium „Ästhetische Kapitulation des öffentlichen Raums oder dessen Rückgewinnung?“ statt, das einen leidenschaftlichen Meinungsaustausch von führenden Expertinnen und Experten aus den Bereichen Architektur, Stadtplanung und der öffentlichen Verwaltung über die Gestaltung und Nutzung des öffentlichen Raums ermöglichte.

Das Symposium begann mit einer grundlegenden Betrachtung durch Prof. Helmut Kleine-Kraneburg, der die historische Rolle der öffentlichen Plätze als Agora hervorhob – Orte der Begegnung und politischen Diskussion. Er drückte seine Besorgnis über die schwindende ästhetische und funktionale Qualität dieser Räume in modernen Städten aus.

Prof. Frank E. P. Dievernich verstärkte diese Empfindungen mit seiner Kritik an Überregulierung und Funktionalitätswahn, die die Schönheit öffentlicher Räume untergraben. Sein energischer Appell, „Nein“ zu weiteren Verschandlungen zu sagen, wurde vom Publikum mit Beifall aufgenommen. Diese Reaktion spiegelte ein wachsendes Bewusstsein und eine Wertschätzung für Schönheit und ganzheitliche Gestaltung als intrinsischen Wert des öffentlichen Raums wider.

Die Herausforderungen, denen sich Ulrike Gaube während der Podiumsdiskussion stellen musste, zeigten die komplexe Realität der Stadtplanung. Ihre Verteidigung der Notwendigkeit, den vielfältigen funktionalen und rechtlichen Anforderungen gerecht zu werden, offenbarte das Spannungsfeld zwischen bürokratischen Zwängen und dem Wunsch nach ästhetischer Freiheit. Dieses Spannungsfeld wurde besonders deutlich, als sie auf die Flut von Vorschlägen für Verkehrsschilder verwies, die jede Woche eintreffen.

In der Diskussion wurde auch die Frustration vieler Akteurinnen und Akteure über die scheinbare Priorisierung der Funktionalität gegenüber ästhetischen Werten in den letzten Jahrzehnten deutlich. Prof. Christoph Mäckler kritisierte, dass in der Vergangenheit Schönheit in der Stadtplanung oft ignoriert oder sogar aktiv vermieden wurde. Er und andere Teilnehmer betonten, dass eine Rückbesinnung auf die Ästhetik notwendig sei, um urbane Räume lebenswert zu gestalten.

Melanie Nolte, Vizepräsidentin der IHK Frankfurt am Main, leistete einen wichtigen Beitrag zur Diskussion, indem sie die Perspektive lokaler und internationaler Gewerbetreibender einbrachte. Sie betonte, dass gut gestaltete öffentliche Räume nicht nur ästhetisch ansprechend sein müssen, sondern auch zur Attraktivität von Städten als Wirtschaftsstandorte beitragen und damit die wirtschaftliche Vitalität fördern. Nolte wies auch auf die einzigartige Position Frankfurts als internationale Metropole hin und forderte, diese besonderen Faktoren zu nutzen, um die Stadt weiter zu entwickeln und zu stärken.

Das Symposium endete mit einem allgemeinen Aufruf, die Art und Weise, wie Städte heute ihre öffentlichen Räume gestalten, grundlegend zu überdenken. Die Notwendigkeit, städtebauliche Entscheidungen stärker in die Hände derjenigen zu legen, die sowohl die Funktion als auch die Form dieser wichtigen Stadtlandschaften verstehen, wurde als wesentlich für die Wiederherstellung der Schönheit und Funktionalität öffentlicher Räume angesehen.

Die engagierte Diskussion und die emotionalen Beiträge aus dem Publikum zeigten deutlich, wie wichtig es ist, öffentliche Räume nicht nur als funktionale Durchgangsorte zu betrachten. Die Erkenntnis, dass Ästhetik und Funktionalität in einem harmonischen Gleichgewicht stehen müssen, um authentische, lebendige und einladende öffentliche Räume zu schaffen, wurde als ein wesentliches Ziel für die zukünftige Stadtentwicklung festgehalten.

Unser besonderer Dank gilt unserem Vorstandsmitglied Frau Gabriele Eick, ohne die diese Veranstaltung nicht zustande gekommen wäre.

Die Veranstaltung in voller Länge finden sie auf YouTube.

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