Zu Gast: Petra Gerster und Christian Nürnberger

Am 18.05.2022 startete die Stiftung Urban Future Forum e. V. mit einem Lunch auf dem Main in das diesjährige Veranstaltungsprogramm.
Der Vorstandssprecher Helmut Kleine-Kraneburg hieß die Teilnehmenden herzlich willkommen und dankte besonders der Kuratoriumsvorsitzenden Sylvia von Metzler und dem Ehrenvorsitzenden Prof. Dr. Wolfgang Böhm, welche besonders zur Planung dieser Schifffahrt beigetragen haben. Anschließend begrüßte Herr Kleine-Kraneburg Frau Petra Gerster und Herrn Christian Nürnberger, welche ihr gemeinsames Buch „Vermintes Gelände - Wie der Krieg um Wörter unsere Gesellschaft verändert. Die Folgen der Identitätspolitik“ vorstellen und anschließend in eine offene Diskussion mit den Gästen treten würden.

In ihrem Buch thematisieren Gerster und Nürnberger das Thema sensiblen Sprechens, für welches Gerster sich bereits in ihrer Position als Nachrichtenmoderatorin mit dem Verwenden gendergerechter Sprache eingesetzt hat.

In der Vorbereitung auf ihren Vortrag hatte sich das Autorenpaar mit der Frage beschäftigt, ob das Thema ihres Buches, des sensiblen Sprechens, nicht in Anbetracht des Krieges in der Ukraine nachrangig sei. Sie betonten jedoch, dass jedem Krieg Worte vorausgingen. Den Angegriffenen würden zunächst über Sprache ihre Rechte aberkannt und verbal gegen sie gehetzt, bevor physische Taten folgten. Gerster und Nürnberger beschreiben aber auch, wie Personen über Worte Rechte einfordern und Probleme des Rassismus, Klassismus und Sexismus bekämpft werden können. Dabei beziehen sie sich auf aktuelle Ereignisse wie die Kontroverse um die WDR-Talkshow „Die letzte Instanz“, das Buch „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“ von Alice Hasters und das „Entschuldigungsjahr 2021“.

Auf den Vortrag folgten sehr angeregte Diskussionsbeiträge der Gäste. Die Gäste genossen nicht nur mit den Referierenden, sondern auch miteinander ins Gespräch zu kommen, um sich nach einer langen Zeit der Coronapause wieder Austauschen zu können.

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Urban Future Forum, Foto: Prof. Dr. Wolfgang Böhm

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Review zur Veranstaltung: Ästhetische Kapitulation des öffentlichen Raums und die Chance auf Verschönerung

Montag, 22. Februar 2021
20:00 Uhr
Livestream auf YouTube

Was ist bloß aus dem öffentlichen Raum in Deutschlands Städten geworden? Seit der Erfindung der Stadt waren die öffentlichen Räume prägende und sinnstiftende Orte, die der politischen Manifestation und Kommunikation ihrer Bewohner dienten. Zudem besaßen sie ihrer Bedeutung entsprechend einen hohen materiellen und ästhetischen Wert. Doch schaut man auf und in deutsche Städte, scheinen diese Werte und die räumlichen Qualitäten des öffentlichen Raums seit einigen Jahren mehr und mehr verloren zu gehen. Die Pandemie, die wir alle gerade durchleben, weist noch einmal auf den bitteren Verlust der Bedeutung des öffentlichen Raums hin. Können wir seine vollends ästhetische Kapitulation verhindern und noch einmal zurückkehren zur gesellschaftlichen Sinnstiftung und Schönheit des öffentlichen Raums?

Der Beantwortung dieser Frage widmete sich die zweite Livestream-Veranstaltung des Urban Future Forum aus der Reihe „STADT“, die in Kooperation mit der Montagsgesellschaft e.V. realisiert wird. In der von Dr. Matthias Alexander, Redakteur der FAZ, moderierten Podiumsrunde diskutierten die Ärztin Dr. Imke Wieters, der Frankfurter Stadtrat Markus Frank und der Architekt Prof. Helmut Kleine-Kraneburg.

Zu Beginn der Diskussion nannte Dr. Matthias Alexander als konkretes Beispiel die zugespitzten Verhältnisse im Bahnhofsviertel und wollte von Dr. Imke Wieters wissen, wie sie als engagierte Anwohnerin die dortige Situation wahrnimmt. Dr. Wieters hob hervor, dass sich die Lage insbesondere im Brennpunkt – der Nidda-, Mosel- und Elbestraße – im letzten Jahr massiv verändert und durch die Corona-Pandemie auch verschärft habe, da sich immer mehr Menschen an wenigen Orten manifestierten und die sozialen Probleme sich dadurch sehr verdichten würden. Dr. Wieters forderte daher mehr Unterstützung für die größtenteils hilflosen Menschen, vor allem im präventiven Bereich, aber auch in städtebaulicher Hinsicht, um die Entstehung von Hotspots zu vermeiden und mehr Raum für die Menschen auf den Straßen zu schaffen. Dr. Wieters sieht es als Aufgabe der Stadt Frankfurt an, – auch in Bezug auf den Ruf als Drogen-Hotspot – konstruktiv und kreativ mit den Problemen umzugehen, soziale Lösungen zu finden und die Ästhetik (des öffentlichen Raums) dabei zurückzustellen.

Markus Frank räumte einerseits ein, dass es in den sogenannten Flussstraßen massive Probleme gebe und dort den Anwohnern mehr zugemutet werde als gut sei. Sowohl soziale Hilfsangebote als auch polizeiliche Maßnahmen müssten verstärkt werden, zudem müsste mehr in Bezug auf Sauberkeit und Ordnung unternommen werden. Andererseits betonte Frank, dass es viele Bereiche im Bahnhofsviertel gebe, die sich sehr gut entwickelt hätten, wie beispielsweise die Kaiserstraße und die Münchner Straße. Dem stimmte Prof. Helmut Kleine-Kraneburg zu. Auch er ist der Meinung, dass sich in den letzten Jahren unheimlich viel getan habe im Bahnhofsviertel, als Beispiel nannte er die Erdgeschoss-Szene in der Kaiserstraße. Kleine-Kraneburg betrachtet das Bahnhofsviertel als große Chance und fast schon als städtisches Zentrum – mit all seinen positiven und negativen Beispielen. Die Ursache für die problematische Situation in den Flussstraßen sieht er darin, dass die soziale Kontrolle sowie insbesondere einfache Dinge des täglichen Lebens, wie Toilettenanlagen und Waschräume, fehlten.

In Bezug auf die Entwicklung des öffentlichen Raums in Frankfurt betonte Kleine-Kraneburg, dass es noch viele Bereiche gebe, die planerisch in Angriff genommen werden müssten, jedoch auch seitens der Stadtpolitik zu wenig unternommen werde. Als Beispiel führte er den Bahnhofsvorplatz an. Für Kleine-Kraneburg geht es dabei nicht nur um die Verschönerung des Stadtraums, sondern für ihn dient der städtische Raum auch als wesentliches Identifikationsmittel für eine Stadt. Frank hingegen äußerte die Meinung, dass sich der Stadtraum in Frankfurt positiv entwickelt habe. Beispielsweise am Mainufer seien viele urbane Orte entstanden, an denen die Menschen sich gerne aufhielten. Zudem sei der kontinuierliche Zuzug von vielen meist jungen Leuten ein deutlicher Indikator, dass Frankfurt als sehr attraktiv wahrgenommen werde.

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Ein weiteres Thema, das in der Diskussion mehrfach aufgegriffen wurde, ist das Verkehrskonzept und die Mobilitätswende in Frankfurt. Kleine-Kraneburg vermisst diesbezüglich einen klaren und zukunftsorientieren Fokus bei der Stadtplanung. Eine der wenigen sichtbaren Veränderungen seien die aufgestellten Plastikbarken, die Kleine-Kraneburg zufolge eine „ästhetische Vermüllung“ des Straßenbildes darstellten und zu einem Dauer-Provisorium würden. Ähnlich verhalte es sich mit den Betonwürfeln auf dem Opernplatz und der Zeil. Selbstverständlich sei der Sicherheitsaspekt von Belang, jedoch müsse dies auch in einer ästhetischeren Form umgesetzt werden können, äußerte Kleine-Kraneburg. Für ihn gehören Infrastruktur und Verkehr sinnstiftend mit zum Stadtraum, daher müsse planungs-technisch mehr passieren als dies bisher der Fall ist. Frank wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Betonpoller ursprünglich als temporäre Maßnahmen gedacht waren und er bereits mit Kollegen einen Katalog erstellt habe, in dem Möglichkeiten für eine ästhetische Gefahrenabwehr im Stadtraum gesammelt wurden. Dies müsse jedoch finanziert und von den zuständigen Ortsbeiräten auch umgesetzt werden. Sowohl Kleine-Kraneburg als auch Frank machten deutlich, dass es in Europa oder auch anderen deutschen Städte viele Beispiele gebe, die zeigten, dass Konzepte für die Verkehrswende auch ästhetisch gestaltet werden könnten.

Um Konzepte für einen attraktiveren öffentlichen Raum auszuarbeiten, brauche es laut Frank zudem eine allgemeine Bewusstseinsveränderung und ein Gefühl des Miteinanders. Das Bewusstsein für den öffentlichen Raum sei jedoch nicht nur bei der Bevölkerung, sondern auch bei den Politiker/innen verschieden, daher sei dies ein langwieriger Prozess. Darüber hinaus müsse für eine erfolgreiche Verkehrswende, Frank zufolge, der öffentliche Personennahverkehr attraktiver gestaltet werden. Es brauche saubere und sichere Verkehrsmittel, damit mehr Menschen den ÖPNV nutzen, um in die Innenstadt zu kommen. Zugleich betonte Frank, müsse für eine lebendige Innenstadt auch das Auto bei den Planungen berücksichtigt werden. Für eine attraktive Innenstadt müsse zudem der Einzelhandel seinen Beitrag leisten. Frank wünscht sich für Zukunft der Stadt, dass die Menschen im Einzelhandel mehr und neuere Produkte erwerben können als auf Online-Plattformen wie Amazon. Die Innenstadt müsse den Menschen einen Zusatz-Nutzen bieten und zudem ästhetisch gestaltet sein, um ein Erlebnisraum zu werden, den Menschen gerne zum Verweilen aufsuchen.

Die Veranstaltung hat deutlich gemacht, dass zwar in Bereichen des Bahnhofsviertels die ästhetische Kapitulation des öffentlichen Raums voranschreitet, es jedoch ebenso immer mehr Stadtteile gibt, die auch unter ästhetischen Gesichtspunkten eine positive Entwicklung aufzeigen können. Um vollends zur gesellschaftlichen Sinnstiftung des öffentlichen Raums zurückkehren zu können, muss nicht nur die Politik, sondern auch jede/r einzelne Bürger/in einen Beitrag leisten.
Auch die rege Beteiligung über den Livechat hat demonstriert, dass in der Frankfurter Bevölkerung viel Diskussionsbedarf beim Thema des öffentlichen Raums besteht. Wir freuen uns sehr, dass wir mit unserer Veranstaltung einen intensiven Austausch zu diesem wichtigen Thema ermöglichen konnten.

Die Stiftung Urban Future Forum e.V. dankt der Wirtschaftsförderung für das Sponsoring der Veranstaltung.

 

(Text: Hannah Maser, Team Urban Future Forum e.V.;
Fotos: Prof. Dr. Wolfgang Böhm / Steven Jedlicki, Vorstand Urban Future Forum e.V.)

 

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Review zur Veranstaltung: Gastronomie und Hotellerie als Motoren der Stadtentwicklung: Die Krise als Chance oder finaler Shutdown?

Montag, 18. Januar 2021
19:00 Uhr
Livestream auf YouTube

Das Coronavirus stellt Gastronomie und Hotellerie vor große Probleme: Die Branche verzeichnet einen massiven Umsatzeinbruch und kämpft seit Monaten ums Überleben. Die Einschränkungen im Gastgewerbe könnten irreversible Folgen für unsere Städte haben: Tourismus, Bar- und Kneipenszene, das kulturelle Leben der Großstadt sind weitgehend zum Erliegen gekommen. Den pulsierenden Metropolen wurde eine Zwangspause verordnet. Wie lange kann das gut gehen? Wie verändern leere und geschlossene Gaststätten und Hotels unsere Städte? Welche Lösungen und Ideen aus der Krise gibt es?

Der Beantwortung dieser Fragen widmete sich die erste Livestream-Veranstaltung des Urban Future Forum im neuen Jahr 2021. Die Veranstaltung war die erste von insgesamt fünf aus der Reihe „STADT“, die in Kooperation mit der Montagsgesellschaft e.V. realisiert wird.

In der von Dr. Stefan Söhngen moderierten Podiumsrunde diskutierten der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann, Boris Tomic, Chefredakteur des Fachmagazins „Food Service“ sowie Klaus Beine vom Wirtschaftsrat Hessen.

Boris Tomic betonte gleich zu Beginn, dass es der Branche extrem schlecht gehe. Innenstadt-Hotels hätten derzeit nicht mehr als 20% Auslastung und das Take-away-Geschäft in der Gastronomie kompensiere nur maximal 15-25% der gewohnten Umsätze. Es gebe zwar durchaus kreative Konzepte, wie beispielsweise Drive-through-Varianten mit Rollerblades, jedoch seien geschlossene Restaurants auf Dauer nicht durchzuhalten. Hinzu kommt, dass viele Gastronomen in die Umsetzung von Hygienevorschriften investiert hätten und auch ein Großteil der versprochenen Staatshilfen noch nicht geflossen sei. Laut einer Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) stehen 80% der Gastronomiebetriebe bis Mitte des Jahres vor der Insolvenz. In Bezug auf die noch nicht angekommenen Staatshilfen wies Tomic zudem darauf hin, dass es extreme Software-Probleme und verschiedenste Abstimmungsprobleme zwischen dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Finanzministerium gebe.

Auch Klaus Beine kritisierte die noch nicht geflossenen Fördermittel. Betreibern bliebe nur der Klageweg, um nicht erhaltende Mittel rückwirkend einzufordern. Beine hätte sich zudem differenziertere Konzepte für die Branche gewünscht, insbesondere im Hinblick auf die Außengastronomie hätten mit Heizpilzen, Abstandsregeln und Masken Möglichkeiten für die kalte Jahreszeit entwickelt werden können.

Peter Feldmann nannte einige Ideen aus dem Mitte Januar vorgestellten „Frankfurt-Plan“, der eine Wiederbelebung der Frankfurter Innenstadt nach dem Lockdown anstrebt. So gebe es beispielsweise die Überlegung für „Night-Shopping“-Events, für diverse Gutscheinaktionen sowie für die Aktion „Gast in der eigenen Stadt“, die Frankfurtern Übernachtungen in Frankfurter Hotels zu einem reduzierten Preis anbiete. Daneben gebe es Konzepte für ein Leerstandsmanagement z.B. durch Pop-up-Stores, sodass leere Schaufensterscheiben mit kreativen Ideen gefüllt werden könnten.

Beine hielt dagegen, dass Vermieter an solchen Pop-up-Stores kein Interesse hätten, da sie damit keine Einnahmen erzielten. Darüber hinaus kritisierte er, dass Feldmann zwar einerseits die Innenstädte beleben möchte, andererseits jedoch verkehrspolitisch dichtmache. Das Auto wolle aus der Stadt verbannt werden, verschiedene Beruhigungsmaßnahmen und Parkhausgebühren führten dazu, dass immer weniger Leute in die Stadt fahren wollten. Beine forderte daher ein Umdenken in der Form, dass ein „Verweil-Komfort“ geschaffen werde und die Leute dazu eingeladen würden, bequem mit dem Auto in der Stadt einzukaufen.

Auch Tomic bemängelte, dass die von Feldmann vorgestellten Ideen zu kurzgefasst seien. Er betonte, dass diese Pandemie die Innenstädte massiv verändern werde. Um dies zu veranschaulichen wies er auf eine Umfrage des Deutschen Handelsverbandes hin, der zufolge 23% der Einzelhändler im ersten Halbjahr 2021 ihre Geschäfte aufgeben müssen und weitere 28% im zweiten Halbjahr. Es brauche daher, so Tomic, langfristige Konzepte, welche die Situation in fünf bis fünfzehn Jahren ins Auge fassten. Die Diskussion habe gezeigt, dass der Wunschtraum von der Innenstadt der Zukunft eine Kombination aus Wohnen, Gastronomie, Kultur und Grünflächen ist und dies müsse auch über die Architektur geschaffen werden. Tomic wünsche sich daher, dass die Stadt Frankfurt ein Citymarketing entwickle, das Frankfurt „mindestens so attraktiv macht, wie es vor der Pandemie war“.

Die Veranstaltung hat deutlich gemacht, dass Gastronomie und Hotellerie sowohl Wachstumstreiber als auch eine Bereicherung des urbanen Raums und Geschehens waren. Es ist jedoch nicht nur von Belang, die Situation des Gastgewerbes während und infolge der Corona-Pandemie zu diskutieren, sondern auch grundsätzlich die zukünftige Rolle von Gastronomie und Hotellerie zu erörtern. Dies kam leider aufgrund der Kürze der Zeit zu kurz, da das Gespräch mehrmals in die größere Thematik der Verödung der Innenstädte schwenkte. Es war somit eine Diskussion, die zur weiteren, intensiveren Betrachtung des Themas der Gastronomie und Hotellerie einlädt, was wir in zukünftigen Veranstaltungen gerne erneut aufgreifen möchten.

 

(Text: Hannah Maser, Mitarbeiterin des Urban Future Forum e.V.)

 

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Review zum Metropolengespräch: Die klimagerechte Stadt. Anforderungen an ein nachhaltiges städtebauliches Gesamtkonzept

Montag, 3. Februar 2020
18:00 – 20:15 Uhr
IHK Frankfurt am Main / Börsenplatz 4 / 60313 Frankfurt am Main

Am Montag, den 03. Februar trafen sich interessierte Bürger*innen in der IHK Frankfurt, um gemeinsam mit Vertretern und Vertreterinnen der Bereiche Architektur, Journalismus, Stadt- und Landschaftsplanung  und Verantwortlichen der Stadt Frankfurt über die klimagerechte Stadt sowie deren Anforderungen an ein nachhaltiges städtebauliches Gesamtkonzept zu diskutieren. Das Thema stieß auf große Resonanz und wir freuen uns, dass so vielen Zuhörenden das Wohlergehen der europäischen Stadt und ihrer Bevölkerung so am Herzen liegt wie unserer Stiftung.
Daher formulierte es Prof. Dr. Wolfgang Böhm, Vorstandssprecher der Stiftung Urban Future Forum e.V., so: „Der Klimawandel führt uns unweigerlich zurück zu der Kernfrage, die das Urban Future Forum seit Bestehen der Stiftung beschäftigt: Wie werden wir in den kommenden Jahren und Jahrzehnten, wie werden die kommenden Generationen in den urbanen Räumen leben? Das Thema der ‚Nachhaltigkeit‘ findet Einkehr in die Industrie, Unternehmens-, Bau- und Immobilienwirtschaft und wirft wesentliche Fragen auf, die für ein nachhaltiges städtebauliches Gesamtkonzept zu beantworten wären. Wird es genügen, die öffentlichen Räume umzugestalten, das Stadtgrün und die Freiflächen zu vergrößern, Mobilitäts- und Infrastruktursysteme digital zu optimieren, Quartiere und Gebäude energetisch zu ertüchtigen, um die sogenannte ‚Resilienz‘ der Städte – also die Widerstandsfähigkeit gegen die Folgen des Klimawandels – zu stärken?“
Prof. Dr. Böhm sprach sich für einen „Dreiklang“ aus gesellschaftlichem, ökologischem und wirtschaftlichem Wandel im Sinne der Nachhaltigkeit aus.
Er schloss mit den nachdrücklichen Worten: „Denn den Klimaschutz – auch und gerade bei der Stadtentwicklung – machen wir für niemand anderen als für uns selbst. Ich meine, wir sind nun alle in der Pflicht dahingehend grundsätzlich umzudenken und mit diesem Denken auch adäquates politisches Handeln zu fordern.“

Auch Melanie Nolte, Vizepräsidentin der IHK Frankfurt am Main, betonte bei ihrer Begrüßung die Herausforderungen des Klimawandels und die Notwendigkeit einer nachhaltigen Immobilienwirtschaft. Bereits 2014 hat die IHK daher einen Arbeitskreis gebildet, der die nachhaltige Wirtschaft in Unternehmen in den Fokus nimmt.
Vor welchen großen Herausforderungen wir dabei stehen wurde von Thomas Ranft thematisiert. Seine deutlichen Worte über die Dringlichkeit tätig zu werden und die Notwendigkeit umzudenken – die er mit Studien und Statistiken untermauern konnte – machten auch den Zuhörern klar, dass jetzt die Zeit zum Handeln ist. Trotz seiner drastischen Darlegungen machten seine Worte auch Mut, denn „Not macht erfinderisch“.
Prof. Dr. Constanze A. Petrow zeigte, dass die Not sogar bereits sehr erfinderisch gemacht hat. An vielen Beispielen aus dem In- und Ausland präsentierte sie Möglichkeiten, den Folgen des Klimawandels – wie Starkregenereignissen, Überschwemmungen, der Verlust von Biodiversität und den Urban Heat Islands – entgegenzutreten. Prof. Petrow arbeitete zudem heraus, wie Großstädte in Zukunft ein bestmögliches Stadtklima erzeugen, die Lebensqualität für Bürgern verbessern und den öffentlichen Raum durch Qualifizierung und topografische Anpassungen auf Wetterereignisse vorbereiten können. Besonders beeindruckten die Konzepte der Stadt Kopenhagen, die durch das „Schwammstadt-Prinzip“ nun gegenüber Starkregenereignissen und Überschwemmungen gewappnet ist. Dabei wurde deutlich, dass Frankfurt bisher nur „Kosmetik“ betrieben hat, da es große steinerne Stadtplätze nur vereinzelt mit Bäumen bestückte, um freie Flächen für Events zu gewährleisten und durch das hohe Verkehrsaufkommen sowie den enormen Parkplatzbedarf in einer Sackgasse steckt.

In der anschließenden Podiumsdiskussion forderte Florian Schwinn, freier Journalist und Autor, mehr Veränderungen und schlug Möglichkeiten vor, den Beton aus den Böden zu holen, um Humus zu schaffen, der verstärkt genutzt werden könnte, um CO2 zu binden. Er sieht auch Chancen darin, öffentliche Kantinen auf Produkte aus regionaler Landwirtschaft sowie mit Bioqualität umzustellen, um Bauern aus der Umgebung einen festen Markt zu geben und die Umstellung zu erleichtern. Prof. Petrow unterstrich außerdem die Bedeutung von Ideen-Wettbewerben, um Teilhabe zu verstärken und Bilder für die Bevölkerung zu generieren. Auch schlug sie vor, Universitäten stärker miteinzubeziehen. Ihr großer Wunsch war ein Vorreiterprojekt, bei dem Frankfurt nun endlich einen Schritt vorwärtsgeht und vergangene Bausünden bereinigen könnte. Ihr Vorschlag mit dem Goetheplatz zu beginnen, wurde von dem anwesenden Leiter des Stadtplanungsamtes von Frankfurt, Martin Hunscher, nicht weiter aufgegriffen. Obwohl, so Herr Hunscher, schon lange Konzepte erarbeitet würden, gäbe es leider kein konkretes Beispiel, wie Frankfurt mit dem Thema Nachhaltigkeit und Klimawandel in Zukunft umgeht, von einem städtebaulichen Gesamtkonzept einmal ganz zu schweigen. Um einen Wandel herbeizuführen, braucht es mutige Städte und einen hohen finanziellen Aufwand über einen langen Zeitraum. Welche deutsche Stadt hierbei den Anfang macht, muss leider noch offenbleiben. Das wird sich in naher Zukunft zeigen. Frankfurt am Main hätte die Chance hier Vorreiter und Vorbild für klimagerechtes Handeln im urbanen Raum zu sein.

Text und Bilder: Laura Margielsky (Mitarbeiterin des urban future forum)


Review: Symposium zu Ehren Ludwig Landmanns

In Kooperation mit der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums Frankfurt konnte die Stiftung urban future forum e.V. am 23. September ein spannendes Programm zu Ehren Ludwig Landmanns präsentieren. Der Politiker wurde 1924 als Nachfolger von Georg Voigt zum Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt gewählt, eine Position, die er bis zu seinem erzwungenen Rücktritt 1933 innehatte. Bereits 1925 ernannte er den Architekten Ernst May zum Stadtbaurat und gemeinsam starteten sie ein Stadtplanungsprogramm, das man heute als das „Neue Frankfurt“ kennt. Ernst May schuf mit seinem Team aus Architekten, Technikern, Künstlern und Designern 12.000 neue Wohnungen. Nicht nur ein in Zahlen eindrucksvolles Projekt, May setzte auch in Sachen Ästhetik völlig neue Maßstäbe.

Das Symposium setzte aber nicht nur einen Fokus auf die urbane Erweiterung der Stadt, auch der Mensch Landmann fand Beachtung. Der Autor des Buches „Ludwig Landmann – ein Portrait“ Wilhelm von Sternburg reflektierte im Gespräch mit Hans Sarkowicz vom HR 2 den Werdegang des Politikers jüdischer Herkunft; Von seinen Anfängen in Mannheim und seiner weiteren Karriere in Heidelberg über die Zeit in Frankfurt bis hin zu seiner Vertreibung aus Deutschland und seinem Tod im niederländischen Exil.

In der folgenden Gesprächsrunde mit dem Soziologen und Historiker Dr. Andreas Hanser, der Autorin des Buches „Judenverfolgung in den Niederlanden“ Dr. Katja Happe und des Planungsdezernenten der Stadt Frankfurt am Main Mike Josef, wurde Leben und Schaffen von Ludwig Landmann weiter vertieft. Besonders deutlich wurde dabei, wie stark die städtebaulichen Entscheidungen unter Landmann die Stadt Frankfurt auch heute noch prägen.

Ludwig Landmann wurde in den Jahren nach dem Krieg in Frankfurt allerdings wenig gewürdigt. Die Gesellschaft der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums will die Erinnerung an diesen großen Oberbürgermeister stärken und wird deshalb, beginnend mit der Eröffnung des erneuerten und erweiterten Museums im nächsten Jahr, einen „Ludwig Landmann-Preis für Mut und Haltung“ vergeben.

Text und Bilder: Laura Margielsky (Mitarbeiterin des urban future forum)


Review zum Metropolgespräch: Nachgeschaut: Stadtteil-, Quartiers- und Platzentwicklung. Die Frankfurter Hauptwache

Mittwoch, 10. April 2019
18:00 – 20:00 Uhr
IHK Frankfurt am Main / Börsenplatz 4 / 60313 Frankfurt am Main

Die Hauptwache und die Konstablerwache sind wichtige Plätze und Stadtbausteine für die Frankfurter Innenstadt. Die Zeil verbindet beide miteinander und ist nach einem beschränkten Realisierungswettbewerb im Jahr 2000 umgestaltet worden. Dieses „Glück der zeitgemäßen Umgestaltung“ bleibt bis zum heutigen Tag der Haupt- und der Konstablerwache verwehrt. Der Bau des Bahnhofs Frankfurt/Main-Hauptwache machte 1968 aus der, nach dem Krieg wieder aufgebauten Hauptwache, ein „Gebäude auf einer Insel“ mit umgebenden U-Bahn-Zugängen. Dieses „Stadtloch“ ist bis heute trotz mehrfacher Absichtserklärungen zur Umgestaltung und eines für 2017 in Aussicht gestellten Architekturwettbewerbs noch nicht geschlossen. Ebenso unbefriedigend stellt sich die Konstablerwache hinsichtlich der Gestaltung und Funktionalität dar. Beide Platzsituationen offenbaren heute ein städtebauliches Fiasko.

Außer zaghaften und unbestimmten Absichtserklärungen, Terminversprechungen und verschobenen Realisierungswettbewerben hat sich an dem gestalterischen und städtebaulichen Dilemma dieser beiden, für Frankfurt so außerordentlich wichtigen Plätze nichts getan. Warum das so ist, wurde im Metropolengespräch des Urban Future Forum in Kooperation mit der IHK Frankfurt nachgefragt und anhand von Planungsszenarien resp. vergleichbarer Situationen in anderen Städten das Potential dieser Plätze aufgezeigt.

Prof. Dr. Martin Wentz, Vizepräsident, IHK Frankfurt/Main: "Plätze und öffentlicher Raum in der Innenstadt von Frankfurt/Main"
Nach einem ausführlichen Abriss über die verschiedenen Phasen der Entwicklung von Konstablerwache und vor allem der Hauptwache, die mit der Sperrung des Platzes für den Durchgangsverkehr in 2009 und einem neuen Bodenbelag der Zeil in 2010 den heutigen Zustand erreichte, betonte er, dass eine bauliche Erneuerung beider Plätze in allen Parteien unstrittig sei. Er berichtete in diesem Zusammenhang auch über den nach dem letzten Planungswettbewerb von 2009 gefassten Beschluss der Stadt, das Hauptwachen-"Loch" baulich zu entfernen. Hierfür fehlten allerdings seither die finanziellen Mittel sowie insbesondere eine von allen Seiten der Stadtpolitik getragene Planung.

Prof. Dr. Wolfgang Sonne, TU Dortmund: "Wissenschaftlicher Diskurs: Stadtplätze im öffentlichen Leben"
Am Beispiel von bekannten Plätzen im In- und Ausland verdeutlichte er die allgemeine Funktion und Bedeutung von Zentralplätzen.Definiert ist ein Platz stets durch seine Geschlossenheit als Zentrum einer Stadt oder eines Quartiers. Besonders stellte er heraus, dass Stadtplätze vor allen anderen Anforderungen an sie traditionell eine Bühne für das öffentliche Leben waren und auch heute sein sollen.

Amandus Samsoe Sattler, Architekt, Allmann Sattler Wappner Architekten GmbH, München: "Best Practice: Der Stachus in München"
Er berichtete über die Grundlagen für den Gewinn des Architektenwettbewerb zur Neugestaltung des Stachus durch seine Firma in 2007. Hierbei musste der Verkehrsknotenpunkt von Automobil, öffentlichen Verkehrsmitteln und Fußverkehr mit drei darunter liegenden Etagen mit einer B-Ebene als Einkaufszentrum neu gestaltet werden. Seine Konzeption bestand in einer verbesserten Orientierbarkeit durch Bündelung der Nutzung in geometrischer Kreisform und einer hellen Innenraumgestaltung. Nach Umsetzung seiner Idee wird der Stachus heute als Shopping-Mall mit rund 60 Geschäften in zwei Untergeschossen angesehen, den täglich 240-tausend Menschen frequentieren.
In Bezug auf die Hauptwache rief er auf, diesen "Unort in der Stadt" zu beseitigen. Von den Planungsverantwortlichen forderte er basierend auf seinen Erfahrungen beim Stachus-Projekt, eine "Ja-Kultur" anstelle der üblich gewordenen "Bedenkenkultur" ein, damit erst einmal ein vorbehaltloses und damit kreatives Planungsdenken in Gang kommen kann.

In der von Rainer Schulze (FAZ) moderierten Podiumsdiskussion wurde sich von allen Teilnehmern für den zeitnahen Beginn der Weiterentwicklung von Haupt- und Konstablerwache ausgesprochen:

Michael Hootz, Abteilungsleiter Öffentlicher Raum, Verkehrsplanung, Ökologie und Landschaftsplanung im Stadtplanungsamt Frankfurt:
Er ging zurück auf die Richtlinienplanung für Zeil, Hauptwache und Konstablerwache im Jahr 2000 und stellte dar, dass daraus die Entwicklung der Zeil als Fußgängerzone inklusiv des heutigen Beleuchtungskonzeptes bereits umgesetzt sei. Die Fassung des Hauptwachenplatzes durch die bestehenden historischen Gebäude sei nicht nur seiner Auffassung nach erhaltenswert. Um dies abzusichern ist bereits seit einigen Jahren eine neue Planungs- und Machbarkeitsstudie mit Kostenplanung vorgesehen, was bisher allerdings an nicht bereitgestellten städtischen Finanzmitteln scheiterte. Für ihn hat die heutige konzeptionelle Gestaltung des Stachus durchaus auch Vorbildfunktion für die Hauptwache.

Klaus Oesterling, Stadtrat, Dezernent für Verkehr der Stadt Frankfurt:
Er befürwortet, in den zentralen Zonen Haupt- und Konstablerwache urbanes Leben zu fördern und diese Plätze deshalb ausschließlich an die Fußgänger zurückzugeben. Der politische Rahmen sieht allerdings derzeit keine entsprechende Richtlinie mangels gültigem politischen Konsens vor, was ihn veranlasst an die verantwortlichen Politiker zu appellieren, endlich eine klare Vorgabe und den Startschuss für die seit langem vorgesehene Anschlussplanung zu geben.Als wesentlichen Kritikpunkt für die gegenwärtige Situation der Hauptwache spricht er das konzeptlose Betreiber-Management durch die VGF (Verkehrsbetriebe der Stadt Frankfurt) an und fordert, die Verantwortung für die B-Ebene an einen privaten Betreiber mit der Kernkompetenz "Center-Management" zu übergeben. Die aus Brandschutzgründen erforderliche Ertüchtigung der Haustechnik sieht er als Voraussetzung für jedwede Entwicklung der Hauptwache an- die dafür erforderliche Investition in Höhe von ca. € 70 Mio wird von der VGF seit längerem blockiert.

Prof. Dr. Martin Wentz:
Er unterstrich, dass die ursprüngliche Beschlusslage, die vorsah das Hauptwachenloch zu schließen, nach wie vor gültig sei. Die Diskussion über die Ausschreibung der vorgesehenen Anschlussplanung in Form eines neuen Planungswettbewerbs sieht er durch die VGF blockiert. Er sieht auch nicht die Techniksanierung als Voraussetzung für jedwede Weiterentwicklung an, sondern fordert davon unabhängig die frühere Beschlusslage endlich weiter zu verfolgen. Um die Attraktivität der B-Ebene anzuheben, spricht er sich für einen privaten Betreiber aus. Er weist auch darauf hin, dass der Platz an Beständigkeit verlieren würde, wenn die Nutzung des Platzes eingeschränkt bleiben oder gar weiter verringert werden würde.

Amandus Samsoe Sattler:
Er beschreibt den gesamten Untergrund der Hauptwache und deren Nutzung als nicht repräsentativ für Frankfurt. Auch der heruntergekommene Pflegezustand führt dazu, dass der Hauptwachenplatz mit seinem "unsinnigen Loch" heute seinen Charakter als öffentlicher Raum verloren hat. Insgesamt fehle ihm das stimmige Gesamtkonzept für den Platz und dessengesamte Nutzung. Hierfür brauche die Stadt einen starken Partner, die Verkehrsbetriebe mit Kompetenz für wandelbare und nicht nachhaltige Technikvorschriften seinen dafür ungeeignet und nicht entscheidungsrelevant. Eine Zwischennutzung der B-Ebene durch z.B. Museen hält er für möglich.

Prof. Dr. Wolfgang Sonne:
Er bemängelte die die Form- und Orientierungslosigkeit des Hauptwachenlochs, das keine klare Funktion erlaubt. Die Randbebauung ist stadtgerecht, hierzu passend hält er die Gestaltung der 0-Ebene zur Wiederherstellung eines funktionierenden öffentlichen Raumes für essentiell. Eine B-Ebene hält er in dem vorhandenen Umfeld für nicht sinnvoll.

Vielen Dank an unser Kuratoriumsmitglied Dr. Thomas Kohts, der uns diesen schriftlichen Überblick zur Verfügung gestellt hat.


Review zum Metropolengespräch: Nachgeschaut: Stadtteil-, Quartiers und Platzentwicklung. Der Bahnhofsvorplatz in Frankfurt am Main

Donnerstag, 20 September 2018
18:00 – 20:00 Uhr
IHK Frankfurt am Main / Börsenplatz 4 / 60313 Frankfurt am Main

Die Metropolengespräche mit der Fokusreihe „Nachgeschaut“ möchten auf aktuelle stadtplanerische und/oder architektonische Miss- und Stillstände verweisen oder schlicht nachfragen, warum das eine und andere angedachte, bereits geplante Projekt im Sande verläuft oder stockt.

Diesmal thematisierte das Metropolengespräch den Vorplatz des Frankfurter Hauptbahnhofs, der jeden Tag für Reisende, Besucher und Pendler der erste Berührungspunkt mit der Stadt Frankfurt am Main und damit der wichtigste Verkehrsknoten der Stadt sowie zugleich Eingangstor und Aushängeschild für die Metropolregion Frankfurt Rhein-Main ist. Der derzeitige Bahnhofsvorplatz und die beiden seitlichen Plätze werden dieser Bedeutung nicht gerecht. Das machten auch die Ausführungen von Till Schneider deutlich, der mit dem Architektenbüro schneider+schumacher vor gut zehn Jahren den Wettbewerb um die Neugestaltung des Bahnhofvorplatzes gewann. Seit dieser Zeit hat sich aber leider nicht viel getan und das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben.

Die spannenden Entwürfe von schneider+schumacher, die eine Verlegung der Straßenbahnschienen näher zum Bahnhofsgebäude hin, nach historischem Vorbild, anregen, die Fußgänger gezielter in die unterschiedlichen Straßenarme hin zur Innenstadt leiten könnten, das Parkhaus samt Zufahrt neu gestalten und dem gesamten Vorplatz eine ästhetisch durchdachte Wiedergeburt geben möchten, können frühestens 2024 angegangen werden. Der Grund sind die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten in der B-Ebene des Bahnhofs, die sich unter dem gesamten Vorplatz sowie den Nebenplätzen erstreckt. Die Fläche vor dem Bahnhofsgebäude wird zur Lagerung der Baumaterialen benötigt. Die Deutsche Bahn, auf dem Metropolengespräch vertreten von Dr. Klaus Vornhusen, Konzernbevollmächtigter für das Land Hessen, will diesen Bereich, zusammen mit der Nordbebauung in den nächsten fünf Jahren fertigstellen. Im nächsten Schritt liegt der Fokus auf dem Vorplatz und der Südseite. Die geteilten Besitzverhältnisse, wobei die Straßenbahnschienen und Straßen der Stadt Frankfurt, der Vorplatz selbst aber der Deutschen Bahn gehören, erschweren die Planungen zusätzlich. Die Probleme und Herausforderungen sind also komplex und vielseitig.

Die von der Deutschen Bahn veranschlagten 100 Millionen Euro werden zunächst in Sanierungs- und Bauprojekte gesteckt, die wenig sichtbar, die B-Ebene und die Nord-Gebäude betreffen, bevor man sich dann in ca. 5 Jahren mit der Vorplatzgestaltung auseinandersetzt. Wie zeitgemäß, zweckmäßig und realisierbar die ursprünglichen Pläne dann noch sind, wird die Zukunft zeigen. 

Text und Bilder: Laura Margielsky (Mitarbeiterin des urban future forum)