2. Review zum Symposium: Wie wollen wir wohnen?

Donnerstag, 28. März 2019
18:00 – 20:30 Uhr

Deutsches Architekturmuseum / Schaumainkai 43 / 60596 Frankfurt am Main

Am 28. März 2019 hat das Urban Future Forum im Deutschen Architektur Museum zum ersten Symposium diesen Jahres mit dem Thema „Wie wollen Wir wohnen?“ geladen. Auf diese Fragen haben Jens Jakob Happ, Peter W. Klarmann und Prof. Dr. Paul Kahlfeldt in ihren Vorträgen unterschiedlichste Antworten vorgestellt.
Einig sind sich alle drei Redner über die Faktoren die das moderne Wohnen und den Städtebau beeinflussen. So unterliegt die Definition dem demographischen Wandel, der Digitalisierung, der Urbanisierung, der Verdichtung von Wohnraum, der Gewinnerzielung und den wachsenden Anforderungen der Einwohner.

So hat Herr Jens Jakob Happ anhand mehrere Wohnbeispiele aufgezeigt, dass das neue Bauen die emotionalen Faktoren mit einbeziehen muss und die alten städtebaulichen Denkweisen überdacht werden müssen. Dies stellte er anhand seiner 5 Thesen dar.

  1. Dem Primat des Städtischen folgen, auch im experimentellen Wohnungsbau.
  2. Der Integrationskraft geschlossener, nutzungsdurchmischter und dichter Stadtteile vertrauen.
  3. Die Trennung von Stadtplanung und Stadtarchitektur aufheben: für eine Architektur der Stadt, wider antiurbane Siedlungen.
  4. Im Ensemble die Qualitäten erkennen zu denen die Architektur im Maßstab des einzelnen Gebäudes nicht in der Lage wäre.
  5. Das Ganze der Stadt im Blick halten, Sorgfalt im architektonischen Detail.

 

Herr Klarmann von der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte Wohnstadt hingegen, zeigte anhand unterschiedlicher Projekte auf, wie Satelliten angepasst auf eine modulare und serielle Bauweise eine Antwort auf die Frage: „Wie wollen wir wohnen?“ geben kann.  Diese Form beinhaltet, dass bestehende Gebäude durch moderne Module ergänzt und erweitert, gleichzeitige sowohl die regularischen, als auch die emotionalen Faktoren berücksichtigt werden können. Aber auch beim Neubau dient diese Bauweise dazu, auf kleinstem Raum eine Verdichtung zu schaffen und neuen Wohnraum zu kreieren. Herr Klarmann stellte hervor, dass diese Bauweise flexibel einsetzbar ist, zu einer Aufwertung des Hauses führt, kostengünstig ist und zur Nutzung vorhandener Nebenräume führt. Gleichzeitig, so betonte Herr Klarmann, ist es für das Bauprojekt fundamental die Beteiligten Parteien frühzeitig einzubinden und dadurch auch Bestandsmieter zu halten.

Zum Abschluss der Vortragsreihe stellte Herr Prof. Dr. Kahlfeldt sein Projekt „WerkBundStadt“ vor.
Er kritisierte die neuen Bauweisen, da sie zu einheitlich seien und somit nicht zwangsläufig auf die unterschiedlichen Anforderungen der Bewohner eingeht. Sein Projekt WERKBUNDSTADT versuchte diesem entgegen zu wirken. Im Rahmen dieses Vorhabens sollte in Berlin auf einem knapp 2,9 Hektar großem Gelände, in Zusammenarbeit mehrerer internationaler Architekten, ein vorbildlichen Stadtquartier entstehen, dass als Grundlage für zukünftige Stadtentwicklung dienen sollte.  Jedoch ging es den Eigentümern des Geländes nicht um den Bau der „WerkbundStadt“, sondern um die gewinnbringende Vermarktung. Schon bald wurde das Gelände zu einem Spekulationsobjekt und im Jahr 2018 wurde das Projekt gestoppt. Dieses Beispiel zeigt klar auf, dass neue Ideen und Konzepte auch den Faktoren der Gewinnbringung unterliegen. Herr Prof. Dr. Kahlfeldt sieht in dem Projekt kein Scheitern, sondern sieht dies als Negativbeispiel aus dem er und anderen Architekten lernen sollten.

In der anschließenden Podiumsdiskussion waren sich sowohl der Vortragenden als auch das Publikum einig, dass in Frankfurt bezahlbarer Wohnungsraum geschaffen werden muss. Dies steht immer im Spannungsverhältnis von Wirtschaftlichkeit zu Qualität die auch eine Verdichtung inkludiert. Gefordert sind für diese Herausforderungen vor allem die Politik, um geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen. Jedoch auch die Architekten tragen zu der Antwort auf die Frage „Wie wollen wir leben“ bei und ihre individuelle Antwort wird in Zukunft immer wieder Grundlage für neue Ideen, Konzepte und Projekte sein.